F.E.A.R. KI: Freund, Feind und Fakt 5.07-10.08.2024 im Künstlerhaus Klagenfurt

110 Jahre Künstlerhaus Klagenfurt – Jubiläumsausstellung:

Der Call zur Ausstellung wurde von der New Yorker Kuratorin Dr. Renée Gadsden im Auftrag des Kunstverreins Kärnten Anfang des Jahres 2024 ausgeschrieben:
F.E.A.R. KI: Freund, Feind und Fakt ist eine Mitgliederausstellung, die Künstlerinnen und
Künstler auffordert, Werke einzureichen, die nicht mit Hilfe von künstlicher Intelligenz
entstanden sind, um eine Chance und eine Plattform zu schaffen, um zu untersuchen, wie und welche Antworten uns die Kunst geben kann, um den Wandel der Gesellschaft zu verstehen, der durch KI stattfindet.
F.E.A.R. steht für alles, wofür Sie es stehen lassen wollen. Freiheit, Energie, Alternativen,
Ressourcen? Forderungen, Elemente, Analog, Ruine? Wie der Name, so fordert auch die
Ausstellung F.E.A.R. KI: Freund, Feind und Fakt Sie auf, die Phänomene, das Potenzial und die Realität unseres Lebens durch die Linse der Interaktion mit der KI frei und aus jeder möglichen Perspektive zu betrachten und Ihre eigenen, originellen Lösungen zu finden, indem Sie die mächtigen analogen und „traditionellen“ digitalen Werkzeuge des künstlerischen Kanons und Ihre menschliche Intelligenz, Ihr Talent und Ihre Initiative nutzen.

Aus den vielen Bewerbungen wurden 20 Künstler zur Ausstellung ausgewählt:

Michael Bachhofer • Margaretha Bauer
Cornelia Caufmann • Magda von Hanau
Udo Hohenberger • Rupert Huber
Andres Klimbacher • Markus Korn
Alina Kunitsyna • Ina Loitzl • Astrid Pazelt
Christine de Pauli • Birgit Pleschberger
Wolfgang Semmelrock • Erika Seywald
Larissa Tomassetti • Friedrich J. Tragauer
Petra Treffner • Rupert Wenzel
Wolfgang Wohlfahrt

F.E.A.R. KI: Freund, Feind und Fakt ist eine Gruppenausstellung, die Positionen von zwanzig Kunstvereins-Mitgliedern zeigt, die von einer Fachjury ausgewählt wurden. Die Kuratorin Dr. Renée Gadsden sagt: „Die Ausstellung zeigt die Erfindungsgabe des menschlichen Geists und das Talent der menschlichen Hände. Keines der gezeigten Werke wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz hergestellt“. 

Gadsden sieht diese Ausstellung als einen wichtigen Wendepunkt und Schlussstrich. Tatsächlich markiert sie den Moment (März 2023), in dem das traditionelle Vertrauen in fotografische Bilder unwiderruflich aufgegeben werden muss, mit dem Erscheinen des von der KI generierten Fotos, das sie © Balenciaga Pope nennt (Papst Franziskus trägt einen bodenlangen weißen Puffermantel der spanischen Marke). Von diesem Moment an wurde ein immer größerer Teil der Kunst, die uns präsentiert wird, entweder teilweise oder ganz mit KI erzeugt. Diese Ausstellung zum 110-jährigen Jubiläum seit der Übergabe des Künstlerhauses Klagenfurt an den Kunstverein Kärnten ist eine Feier der menschlichen Kreativität und des menschlichen Einfallsreichtums in der Kunst, wie sie bis zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte verstanden wurde. Der Künstler als „Hüter der Schlüssel zum Königreich“ wird in dieser Gruppenausstellung gefeiert, an der sowohl einige neue als auch einige der ältesten noch aktiven Mitglieder des Kunstvereins teilnehmen. In der exquisiten Jugendstilarchitektur des Gebäudes weht ein frischer Wind mit Mitgliedern, deren Wurzeln von Brasilien bis Weißrussland reichen.                           – Dr. Renée Gadsden

Zu den ausgestellten Arbeiten von Friedrich J. Tragauer:

Friedrich J. Tragauer mit seinen Kunstobjekten im Künstlerhaus Klagenfurt

Friedrich J. Tragauer mit seinen Kunstobjekten im Künstlerhaus Klagenfurt

Da wir uns in der geochronologischen Epoche des Anthropozäns befinden, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist, kam Friedrich J. Tragauer die Idee von einem Readymade auszugehen, das Natur und Mensch gegenüberstellt. Als Teil aus der Natur wählte er einen bereits samenlose („Natur wird ausgebeutet“) Banksia grandis – Zapfen (Gewicht 530g, Länge ca. 17cm, Breite ca. 8,5 cm) einer Frucht der Baumart Proteacea (Silberbaumgewächs) aus dem Südwesten Australiens. Der Künstler wählte absichtlich ein Objekt aus einem sehr fernen Land um aufzuzeigen, das zukünftige Probleme der Natur aber auch ebenso die der KI uns alle auf der ganzen Welt betreffen werden. Als zweites Objekt, das den Menschen mit seiner unaufhörlich wachsenden Beeinflussung auf alles darstellt, wählte Tragauer eine leicht überdimensionierte (gegenüber dem Naturzapfen) verstärkte Schraubzwinge aus Temperguss (Gewicht 1060g, Spannweite 200mm, Ausladung 100mm, Schiene 27x7mm) der Firma BESSEY Tool GmbH & Co. KG (Bestellnummer der Schraubzwinge TPN20BE-2K-SB)

Untenstehend im Bild 1 sieht man das ausgehende Readymade (Objekt 00) das ebenfalls in der Ausstellung als Ausgangsobjekt und Interpretation der Beeinflussung des Menschen auf Natur und weiteres (KI) zeigen soll.

Banskia-grandis mit Schraubwinge.

Objekt 00: Banskia-grandis mit Schraubzwinge.

Ausgehend von diesem Readymade ist die  Idee Tragauers, die menschliche Kreativität gegenüber der KI folgend hervorzuheben: Der Künstler zeigt diese in verschiedenen Techniken und Interpretationen in jeweils 12×12 cm großen Arbeiten. Die gezeigten Arbeiten sollen durch Zeichnung, Malerei, Fotografie, Bildhauerei, Literatur, Schriftkunst, Musik, Klangkunst (experimentell), neue Medien, digitale Kunst und Performance-Kunst (Darstellung mittels Servomotoren) dargestellt werden.

Nach der Meinung von F.J. Tragauer wird die menschliche Kreativität gegenüber der KI immer überlegen sein. Jedoch wird die Menschheit in Zukunft trotzdem darauf  achten müssen, nicht von der KI vereinnahmt zu werden. Im Ausstellungsteil zeigt Tragauer wie vielfältig sich ein Künstler ausdrücken kann. Ausgestellt wird eine Vielfalt von Ausdrucksformen. Manche Arbeiten sind durch Spontanität und Improvisation entstanden und allen Arbeiten haftet auch Subjektivität und eigene persönliche Interpretation, anders als bei einer KI, an. Schaffung von Kunst ist auch nicht nur eine technische Leistung, sondern oftmals auch von moralischen und ethischen Überlegungen geprägt. Und menschliche Kreativität basiert auch sehr oft auf persönlichen Erfahrungen heraus und manchmal spielt auch der Zufall mit. So wie Tragauer zufällig in einem National Geographic Magazin über „Seeds“ einen Artikel las, der ihn dann dazu Inspirierte einen Banksia grandis – Zapfen als Ausgangspunkt der Natur zur KI-Ausstellung zu nehmen.

Im Folgenden sieht man einige der bereits fertiggestellten Arbeiten für die Ausstellung mit einer kurzen Beschreibung:

Zeichnung

Objekt 01: Zeichnung

Objekt 01: Zeichnung – Hier handelt es sich um eine Bleistift Zeichnung der den Ausschnitt zeigt, wo die Stahl-Spindel mit Trapezgewinde mit dem über ein Kugelgelenk verbundene Stahlplatte mit Kunststoffschutz auf die Oberfläche des Banksia grandis – Zapfen trifft. Es wurden Bleistifte der Härte HB und 2B verwendet um ausdrucksstarke verschiedenen eher dickere Strichstärken zu schaffen. Der Mensch versucht zwar durch seine vielfachen Erfindungen die Natur zu beherrschen – doch wer wird über die nächsten Jahrhunderte die Oberhand gewinnen…

Malerei

Objekt 02: Malerei

Objekt 02: Malerei – Mehrschichttechnik Acryl auf Grundlage eines Aquarells mit Wachs und Schutzschicht gekratzt. Die Schraubzwinge (der Mensch) versucht es mit einigen verschiedenen Anläufen – die Natur bleibt im Moment recht beständig. Es gibt dazu 6 verschiedenen Arbeiten mit der gleichen Technik und alle sehen verschieden aus – es wird jedoch nur dieses Blatt ebenfalls 12×12 cm gezeigt.

Cyanotypie

Objekt 03: Cyanotypie

Objekt 03: Cyanotypie (Fotografie) auf Aquarellpapier. In diesem Bild ist ziemlich alles in Bewegung. Die Schraubzwinge „kämpft“ mit dem Naturteil.

Seeeduino Board

Objekt 04: Seeeduino Board

Objekt 04: Neue Medien / digitale Kunst. Mikrocontroller-Expansion-Board Installation mit  0,96″ -OLED-Display 128×64 Pixel (Display Größe 21,7×10,8mm) im schwarzen Rahmen 12x12cm.

Seeeduino_Display

Seeeduino Display

Auf dem Display das im Realen eine Größe 21,7×10,8mm besitzt, sieht man eine Interpretation des Natur-Zapfens mit der verschraubten Stahl-Zwinge. Das hier zu sehende Bild kann nicht einfach auf den Microcontroller upgeloadet werden – es muss in einem Hexadezimalen Code in einen zu startenden Programmcode hineinprogrammiert werden. Hier versuchte der Künstler bei der Programmierung die „technische Oberhand“ zu unterstützen und das Naturteil nur sehr schemenhaft heraus zu arbeiten. Wie der Hexadezimale Code für das oben gezeigte Bild aussehen muss sieht man im Objekt 05, das ebenfalls ausgestellt wird.

Bild-Code

Objekt 05: Bild-Code

Objekt 05: Neue Medien / digitale Kunst: Der hexadezimale Code des Bildes aus dem Objekt 04.Der schwarze Rahmen auf dem Blatt in der Größe von 12x12cm hat im oberen Bereich einen horizontalen Einschnitt, aus dem der hexadezimale Pogrammcode des Bildes auf einem Extrablatt ausgedruckt ist und eben aus diesem Schlitz kommt (hineingesteckt ist).

Ausstellungecke F.J. Tragauer im Künstlerhaus Kärnten

Ausstellungecke F.J. Tragauer im Künstlerhaus Klagenfurt

Streams zur Ausstellung:

05.07.2024 Livestream Vernissage – 110 Jahre Künstlerhaus Klagenfurt – F.E.A.R KI: FREUND, FEIND UND FAKT: 

https://www.youtube.com/watch?v=hGcTjvkF17Q

10.07.2024: F.E.A.R. – Gespräch über KI mit Dr. Renée Gadsden, Marcin Glod, Benjamin Kraudinger, Bernd Buchegger:

https://www.youtube.com/watch?v=6IhxpZEnw2s

8.08.2024: Livestream – “Kunst und Künstliche Intelligenz: Risiken und Chancen” DDr. Christoph Thun-Hohenstein

https://www.youtube.com/live/QITmC4052D8

 

Presse:

ORF TV Kärntenbeitrag zur Ausstellung:

https://on.orf.at/video/14239400/15704081/ausstellung-zwischen-kunst-und-ki

 

Kleine Zeitung:

https://www.kleinezeitung.at/kultur/ktn_kultur/18627915/kunst-ohne-kuenstlichkeit

Kleine Zeitung: Kunst ohne Künstlichkeit

Kleine Zeitung: Kunst ohne Künstlichkeit

 

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